Monat: Februar 2024

Der Irland-Quilt

Nachdem wir im Sommer 2023 knapp drei Wochen in Irland verbracht haben, gab es endlich einen Grund, The Irish Chain zu nähen. Und zwar in der Variante der Double Irish Chain mit Ohio Stars (die Anleitung ist momentan wohl nicht verfügbar). Über die Farbwahl musste ich auch nicht lange nachdenken.

Die ersten Blöcke waren schnell genäht, allein bei den Hourglasses habe ich mich ein bisschen angestellt. In der Anleitung werden sie aus einzelnen Dreiecken zusammengesetzt. Das wollte ich nicht und habe für eine vermeintlich einfachere Lösung viel gerechnet und ausprobiert.

Große Freude kam auf beim Zusammensetzen, denn es passte doch alles ziemlich gut.

Wie so oft oder fast immer macht mir die Rückseitengestaltung noch mehr Spaß, da sie keiner Vorlage folgt. Ich wollte den großen Schriftzug und Kleeblätter, und endlich mal ein Stückchen Improvisation einbringen. Die ersten Impro-Schritte fand ich noch easy, aber als es dann an das Zusammenführen der einzelnen Teilstücke ging, musste ich noch vieles ansetzen und irgendwie verbinden. Das ist nicht zu hundert Prozent toll gelungen, aber fürs erste Mal ganz ok.

Die Buchstaben habe ich mit Hilfe der wunderschönen Anleitungen in Moji Patchwork realisiert. Ich glaube, es ist das teuerste Nähbuch, das ich jemals gekauft habe. Aber es lohnt sich für alle, die gerne mit Buchstaben arbeiten.

Die Kleeblätter habe ich nach diesem Tutorial gearbeitet. Das schlummerte schon so lange in meiner Dropbox und hat auf den perfekten Auftritt gewartet.

Die Idee zum Label hat netterweise der Mann beigesteuert. Er meinte, bei einem Irland-Quilt dürfe die Guinness-Harfe auf gar keinen Fall fehlen, und natürlich hat er damit Recht. Man kann nicht in Irland gewesen sein und nicht das eine oder andere Guinness getrunken haben. Das war zumindest bei uns so ;-)) Diesmal hat güldene Plotterfolie zum Gelingen beigetragen. Das erste Exemplar in Gelb (in Ermangelung goldener Folie) hat sich bei der ersten Wäsche schon wieder abgelöst und hatte mir ohnehin nicht so gut gefallen. Gibt es bei Flexfolie ein Verfallsdatum? Ich habe viele Folien schon lange und hatte jetzt beim gelben Versuch das Gefühl, als ließe sie sich nicht mehr ordentlich aufbügeln.

Mit Hilfe der besten Freundin waren alle drei Schichten NICHT schnell zentriert und zusammengefügt ;-)) Das Binding habe ich wie immer von hinten per Hand angenäht, und zwar u.a. zu dieser Musik.

Nun ist es fertig, das gute Stück. Ich freue mich darauf, bei milderen Temperaturen unter Irland oder Afrika zu schlafen. Das wird bestimmt ganz schön.

Der Afrika-Quilt – Eine Herzensangelegenheit

Schon lange arbeitete in meinem Hinterkopf die Idee zu einem Afrika-Quilt. Afrika, der Kontinent, auf dem ich geboren wurde, ist durch Erinnerungen, Souvenirs, Einrichtungsgegenstände und nicht zuletzt durch geerbte Stoffe immer präsent. Aber außer einer großen Karte, die das Zentrum des Quilts ausmachen sollte, Elefanten, die nie fehlen dürfen, und einer Abstraktion eines Ashanti-Stuhls hatte ich keine konkreten Ideen.

Also erstmal mit der Karte anfangen, am Fenster abpausen, Stoffe aussuchen, mit Vliesofix bebügeln und ausschneiden. Dabei habe ich ganz viel gelernt. U.a. wie die Grenzen verlaufen, wie riesig die Unterschiede in der Größe sind und wer mit wem welche Ländergrenze teilt. Und dass Kamerun aussieht wie ein Känguru ;-))

Für den Ashanti-Stuhl musste ich mir ein Muster ausdenken, ebenso für die Symbole, die nach und nach dazukamen. Viel habe ich recherchiert, überlegt, welche Symbole zu mir passen und wie ich sie in Patchwork umsetzen kann.

Entschieden habe ich mich letztendlich für Woforo dua pa a (Unterstützung), Duafe (Schönheit) und Nkyinkyim (Vielseitigkeit).

Und schon konnte die Elefantenherde einlaufen. Wieder mit Vliesofix aufgebracht und jeden einzelnen per Hand umstichelt. Spätestens da war mir klar, dass die ganze Decke per Hand gequiltet werden möchte. Da habe ich noch völlig naiv gedacht, das wird schon nicht so lange dauern. Mein heutiges Ich schüttelt den Kopf und lächelt milde …

Die obere Kante ist aus ersten Versuchen von FPP (hier ist schön beschrieben, was das ist und wie es geht) entstanden, die ich mit ein bisschen Freestyle-Fenstern komplettiert habe.

Vieles hat sich gefügt, fast alles brauchte Zeit, um zu wachsen, nichts ist ein Kompromiss.

Der Rückseitenstoff ist mir beim Online-Shopping begegnet, als ich nach etwas ganz anderem suchte. Sollte wohl so sein. Und da ich in Accra/Ghana geboren bin, musste natürlich auch die Länderkennung auf die Rückseite. Mit vielen schwarzen Sternen.

Beim Label habe ich lange überlegt, bis es plötzlich ganz klar war. In Ghana wäre einer meiner Vornamen Abena. Das bedeutet ein an einem Dienstag geborenes Mädchen. Passt perfekt zum ganzen Projekt. Die Symbole dazu sind Denkyem (Anpassungsfähigkeit) und Sankofa (aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen). Mit einem Stoffmalstift wieder am Fenster nachgezeichnet.

Lange, wirklich sehr lange habe ich gequiltet und hatte dabei immens viel Zeit zum Nachdenken. Über Familie, über Wurzeln, über Freundinnen und Freunde und, im wahrsten Sinne, über Gott und die Welt. Vor gut 20 Jahren war ich noch einmal als Erwachsene mit einem zumindest für diese Reise perfekten Begleiter in Ghana. Eine aufregende Zeit mit vielen nachhaltig beeindruckenden Erlebnissen. Alle Erinnerungen sind bewusst und bestimmt auch unbewusst in diesen Quilt geflossen.

Heiligabend habe ich bei passender Musik die letzten Stiche am Binding genäht.

Eine achtmonatige Näh-Reise ist zu Ende gegangen, und jetzt ist er endlich fertig!