Schon lange arbeitete in meinem Hinterkopf die Idee zu einem Afrika-Quilt. Afrika, der Kontinent, auf dem ich geboren wurde, ist durch Erinnerungen, Souvenirs, Einrichtungsgegenstände und nicht zuletzt durch geerbte Stoffe immer präsent. Aber außer einer großen Karte, die das Zentrum des Quilts ausmachen sollte, Elefanten, die nie fehlen dürfen, und einer Abstraktion eines Ashanti-Stuhls hatte ich keine konkreten Ideen.

Also erstmal mit der Karte anfangen, am Fenster abpausen, Stoffe aussuchen, mit Vliesofix bebügeln und ausschneiden. Dabei habe ich ganz viel gelernt. U.a. wie die Grenzen verlaufen, wie riesig die Unterschiede in der Größe sind und wer mit wem welche Ländergrenze teilt. Und dass Kamerun aussieht wie ein Känguru ;-))

Für den Ashanti-Stuhl musste ich mir ein Muster ausdenken, ebenso für die Symbole, die nach und nach dazukamen. Viel habe ich recherchiert, überlegt, welche Symbole zu mir passen und wie ich sie in Patchwork umsetzen kann.

Entschieden habe ich mich letztendlich für Woforo dua pa a (Unterstützung), Duafe (Schönheit) und Nkyinkyim (Vielseitigkeit).

Und schon konnte die Elefantenherde einlaufen. Wieder mit Vliesofix aufgebracht und jeden einzelnen per Hand umstichelt. Spätestens da war mir klar, dass die ganze Decke per Hand gequiltet werden möchte. Da habe ich noch völlig naiv gedacht, das wird schon nicht so lange dauern. Mein heutiges Ich schüttelt den Kopf und lächelt milde …

Die obere Kante ist aus ersten Versuchen von FPP (hier ist schön beschrieben, was das ist und wie es geht) entstanden, die ich mit ein bisschen Freestyle-Fenstern komplettiert habe.

Vieles hat sich gefügt, fast alles brauchte Zeit, um zu wachsen, nichts ist ein Kompromiss.

Der Rückseitenstoff ist mir beim Online-Shopping begegnet, als ich nach etwas ganz anderem suchte. Sollte wohl so sein. Und da ich in Accra/Ghana geboren bin, musste natürlich auch die Länderkennung auf die Rückseite. Mit vielen schwarzen Sternen.

Beim Label habe ich lange überlegt, bis es plötzlich ganz klar war. In Ghana wäre einer meiner Vornamen Abena. Das bedeutet ein an einem Dienstag geborenes Mädchen. Passt perfekt zum ganzen Projekt. Die Symbole dazu sind Denkyem (Anpassungsfähigkeit) und Sankofa (aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen). Mit einem Stoffmalstift wieder am Fenster nachgezeichnet.

Lange, wirklich sehr lange habe ich gequiltet und hatte dabei immens viel Zeit zum Nachdenken. Über Familie, über Wurzeln, über Freundinnen und Freunde und, im wahrsten Sinne, über Gott und die Welt. Vor gut 20 Jahren war ich noch einmal als Erwachsene mit einem zumindest für diese Reise perfekten Begleiter in Ghana. Eine aufregende Zeit mit vielen nachhaltig beeindruckenden Erlebnissen. Alle Erinnerungen sind bewusst und bestimmt auch unbewusst in diesen Quilt geflossen.

Heiligabend habe ich bei passender Musik die letzten Stiche am Binding genäht.

Eine achtmonatige Näh-Reise ist zu Ende gegangen, und jetzt ist er endlich fertig!